Bahamas 2016 Februar/März

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In Hope Town auf den Abacos werden wir 4 Tage eingeweht, es pfeift aus Westen mit 30 kn, eine Windrichtung aus welcher der Wind eigentlich nur während einer Kaltfront für ein paar Stunden weht - aber eben, dieses Jahr werden alle Wetterregeln über den Haufen geworfen. Nach Hope Town segeln wir gemütlich von Ankerplatz zu Ankerplatz. Glücklicherweise sind die Distanzen in den Abacos kurz und viele Ankerplätze auch geeignet bei Kaltfronten. Auf Great Guana Cay besuchen wir die Sanddünen und darauf das „Kultlokal“ Nippers. Von da hat man einen unglaublichen Weitblick über die Korallenriffe, welche die Abaco Inselgruppe von den Wellen des Atlantiks schützen. Hier auf Great Guana werden wir unfreiwillig Zeugen eines Überfalles (Piraten?Banditen?oder gewöhnliche Halunken?)) auf unser Nachbarschiff, welches, wie wir, vor Anker liegt und etwa 30m von uns entfernt ist. Der Reihe nach, gegen Mitternacht werden wir durch Lärm geweckt. Ich stecke meinen Kopf aus dem Niedergang und sehe 3 schwarze Gestalten auf dem Deck des Nachbarschiffes, welche im Begriffe sind vom Deck des Nachbarn in ein Dinghi zu springen. In dem Moment krachen 2 Schüsse. Wir gehen in Deckung und schalten das Funkgerät ein, Kanal 16 für Notrufe. Da hören wir auch schon den überfallenen Nachbarn mit einer Tauchschule in der Bucht am Funkgerät und erfahren so, was geschehen ist. 4 Schwarze haben ihn überfallen, den Stromgenerator an Deck entwendet und auch sein Beiboot geklaut. 3 Banditen sind mit dem Beiboot des Nachbarn geflüchtet, der vierte sitzt im Boot, mit dem die Räuber gekommen sind und versucht den Motor zu starten, was aber nicht gelingt. Schon nach wenigen Minuten treffen die Leute der Tauchschule, zusammen mit dem Dorfpolizisten auf und können den vierten Banditen leicht verhaften. Wir schlafen nicht mehr sehr gut, wir haben sowas in den Bahamas für unmöglich gehalten, in der Ostkaribik geschieht das öfters, aber hier?! Mindestens 1 Woche schrecke ich nachts bei jeden Geräusch auf, es ist zu warm um Luken und Niedergang zu verschliessen, und so ist es halt leicht für potentielle Banditen, ein Segelboot vor Anker zu überfallen. Von all den Plätzen in den Abacos hat uns Man-O-War am besten gefallen. Eine Insel wie im Bilderbuch und dazu saubere Strassen und Wege, gepflegte Gärten und nirgends liegt der übliche Gerümpel rum. Am Hafen eine Werft in der auch gearbeitet wird. In den Häusern wohnen ausschliesslich Weisse, in den Gärten arbeiten ausschliesslich Schwarze, am Abend verlassen alle Schwarzen die Insel mit der Fähre. Wir fragen nach und erfahren, dass die Inselbewohner (alles ehemalige britische Royalisten, welche die USA bei deren Unabhängigkeit verlassen mussten, weil sie zu England hielten) kein Land an Schwarze verkaufen und während des Tages nur Haitianer beschäftigen, weil die Bahama Schwarzen nicht zu gebrauchen seien. Wir seien aber sehr willkommen und es wird uns auch gleich ein Stück Land angeboten. Eine Baugenehmigung und eine Niederlassungsbewilligung sei „no problem" - das kriegten wir beim Landkauf gleich dazu. Sachen gibt es! Wir bummeln weiter nach Norden bis nach Green Turtle Cay. Wir haben inzwischen ein Leck im Kühlflüssigkeitskreislauf des Motors und so legen wir uns in die Bluff House Marina in der Hoffnung, die könnten einen fähigen Mechaniker auftreiben. Die Insel ist klein, die Marina gibt uns eine Adresse und meint, dies sei der einzige auf der Insel, welcher sich mit Dieselmotoren auskenne. Alle Versuche selbst zu reparieren sind misslungen, es leckt an einem unzugänglichen Ort (wie immer ist alles zu eng eingebaut) und es braucht Spezialwerkzeuge mit denen man „um die Ecke“ gucken und arbeiten kann. Die Reparatur entwickelt sich zu einem Geduldspiel, mal ist der Mechaniker nicht auf der Insel, mal hat er keine Zeit, mal hat er das falsche Werkzeug dabei usw. Es dauert eine ganze Woche bis das Leck repariert ist. Wenigstens ist die Marina sehr schön, ein Resort mit Swimming Pool und wunderschönem Strand, so geniessen wir hier halt Resorturlaub. Nach einer Woche treffen  alte Bekannte, Claus und Rosemarie mit ihrem Katamaran Gipsy Rose ein, wir sehen uns nur kurz, denn wir wollen los und rüber in die USA. Der Wetterbericht verspricht für 2 Tage mässige Südostwinde, ideal um von Green Turtle Cay die 180 sm bis Fort Pierce in Florida abzusegeln. Am 12. März legen wir ab. Traumhafte Segelbedingungen, kaum Welle, 12 kn Wind aus SE. Wir segeln den ganzen Tag von 07:00 bis 20:00 unter Spinnaker auf der kleinen Bahamabank mit Wassertiefen so um die 4m. Das Wasser ist, wie überall auf den Bahamas, glasklar und da der Boden sandig ist, erscheint das Meer in allen Türkisfarbtönen. Wir geniessen es. In der Nacht schläft der Wind ein und so sind wir gezwungen für einige Stunden den Dieselwind zu aktivieren. Gegen Morgen kommt der Wind zurück aber anstatt, wie vorhergesagt wieder aus SE, kommt er nun aus E-ENE und das ist gar nicht gut. Wir sind bald im Golfstrom und dann werden wir wieder mal eine „Wind gegen den Stromsituation“ haben und das ist immer übel. Es entsteht dann eine ekelhafte, steile und unregelmässige Welle, welche unser Schiffchen nur so rumfliegen lässt. Und genauso kommt es. Weder Autopilot noch Windpilot können den Kurs halten, also Handsteuerung während 9 Stunden und dann zum Schluss das Dessert. Einfahrt durch das Inlet in Fort Pierce. Wir sind wieder mal zu spät dran, der Ebbstrom kommt mit 4 kn aus dem Inlet raus und 18kn Wind mit ca. 1,5m Welle drücken dagegen. Weisser Schaum überall und zahlreiche kleine Brecher. Wir müssen da durch, es gibt keine Alternative. Mir ist gar nicht wohl dabei, solche Situationen sind immer heikel, Rita nimmt das aber ziemlich locker. Wir schliessen alle Luken und auch den Niedergang und leinen uns mit kurzer Leine an das Schiff - für alle Fälle, falls ein Brecher über das Schiff rollen sollte. Während Minuten ist das Schiff kaum zu halten, mal läuft es aus dem Ruder nach Backbord mal nach Steuerbord. Nach ca. 10 Minuten sind wir durch das Gröbste durch und mindestens ich atme tief durch. Alles gut gegangen. Einklarieren und Rückfahrt im Intracoastal Waterway nach Indiantown (unser Sommerliegeplatz) sind problemlos. Abtakeln und hurricanesicher festmachen sind für uns fast schon Routine.

Trotz absolut unglaublichen Wetterkapriolen war dieser Wintertörn eine tolle Sache, wenig gesegelt, aber viel gesehen und gut gelebt. Seit gut 2 Wochen sind wir wieder in Pfeffingen und versuchen uns einzuleben. Unter folgender Nummer sind wir erreichbar:

Festnetz +41 61 751 35 68

Rita +41 79 822 27 34

Gerold +41 79 384 48 93