Bahamas Januar/Februar 2016

Nach dem Fehlstart im alten Jahr (Flugzeug kehrt um mitten im Atlantik, Klinikaufenthalt wegen Verdachts auf Thrombose und nicht auf Termin aufgeführte Arbeiten am Schiff) können wir dann doch noch am 15. Dezember starten. Absprung von West Palm Beach nach Gran Bahama. Wir wollen via Gran Bahama und Eleuthera nach Südwesten und dann auf die sogenannten Outer Islands wie Concepcion, Rum Cay, San Salvador usw. und danach durch die zentralen Bahamas, die Exumas zurück nach Florida. Ein schöner Wintertörn. Wir wissen aber auch, es ist ein extrem starkes EL Nino Jahr und da ist statistisch belegt, dass mehr Feuchtigkeit und mehr Wind, sprich mehr Kaltfronten als üblich durch die Nordwestkaribik ziehen. Wir bleiben im Kopf deshalb sehr flexibel und werden uns dem Wetter anpassen, Pläne ändern oder ganz aufgeben. Die Ueberfahrt über den Golfstrom nach Gran Bahama ist absolut problemlos, eine Nacht durch und schon ist man auf den Bahamas. Einklarieren geradezu wohltuend einfach nach 2 Jahren Mittelamerika. Aufenthaltsbewilligung so lange wie gewünscht, eine Fisch -und  Lobsterlicence wird mitgeliefert.  Wir gehen danach bei Freeport in die Ocean Reef Marina. Dort treffen wir alte Bekannte, Claus und Rosemarie auf der Gipsy Rose aus Kanada, die haben wir vor 4 Jahren in Georgetown kennen gelernt. Dann auch Darius und Kathy auf der Breeze Hunter ebenfalls aus Kanada, sie kennen wir seit Deltaville, Virginia vor 5 Jahren. Grosses Wiedersehen, grosse Weihnachtsparty mit über 50 Personen. Das Wetter zum Segeln absolut miserabel, jede Woche 3 Kaltfronten mit extrem starkem Wind. Nach dem 15. Dezember bis zum 3. Januar kommt kein Schiff mehr von Florida über den Golfstrom nach den Bahamas. Am 3. Januar erwähnt unser Meteorologe Chris Parker in Florida erstmals, dass sich südlich von uns ein Tropensturm bilden wird. Sowas gibt es gar nicht im Winter, die Seglergemeinde schüttelt den Kopf. Am 4. Januar ist er da, Tropensturm Alex 40-60kn Wind, Potenzial bis 100kn und damit Hurricane Kategorie 1. Die Segler werden still und alle verdoppeln ihre Festmacher. Obwohl nicht der geborene Optimist, bin ich doch etwas zuversichtlicher, erstens liegen wir hier in Ocean Reef in den Kanälen sehr geschützt und zweitens zieht der Kern von Alex südlich von uns durch, zwar nur in etwa 200 sm Entfernung, aber so liegen wir doch im sogenannten sicheren Sektor des Tropensturmes. Und so kommt es auch gut, wir erhalten nur etwa 30kn Wind, weiter im Süden in den Exumas schlägt Alex aber zu, 103 kn in Cambridge Cay, ebenso in Staniel. Resultat, Schiffe auf dem Riff, Totalverlust. Noch schlimmer trifft es Georgetown im Süden, 7 Schiffe Totalschaden, Schrott auf dem Riff und dramatische Rettungsaktionen. Tropensturm im Januar ein neues Phänomen- El Nino sei Dank?? Niemand weiss es.

Der abziehende Tropensturm öffnet für uns ein Wetterfenster (Nordwindlage) um nach Süden zu kommen. Unsere Meteorologe meint, wir sollten die Route über Nassau nehmen, da hätten wir keinen Schwell (Welle ohne Wind) mehr zu befürchten. So legen wir am 7. Januar ab, in der Nacht auf den 8. Januar beginnt dann doch Schwell zu laufen, anfangs moderat aber zunehmend höher. Im Morgengrauen des 8. Januar kurz vor Nassau ist er dann sehr hoch, wir schätzen so 3m plus. Wir haben Bammel vor der Einfahrt in den Hafen von Nassau. Im Feldstecher sehen wir die gewaltigen Brecher an der Hafenmole und die Gischtfontänen. Aber wir haben Glück, die Hafeneinfahrt ist zwar weiss von Gischt aber wir sehen keine Brecher. So fahren wir hinein, ziemlich problemlos, wir atmen auf.

Nassau ist ein Hafenschlauch der am Ostende ebenfalls offen ist und man direkt auf die Exumabank (Flachwassergebiet auf der Korallenbank) hinaus kann. Wir wollen auf die nördlichste Exuma Insel nach Highbourne Cay. Ich mag diese Strecke über die Bank eigentlich gar nicht, man muss meist zahlreichen Korallenköpfen ausweichen und das per Eyeballnavigation- einmal nicht aufgepasst und es kracht. Wir wählen die direkte Route Nassau Highbourne Cay Waypoint und halten uns sklavisch genau an die Route, nur keine Abweichung vom Kurs. Aber oha, wir haben auf dieser Route nur Sand unter dem Kiel, am Schluss vor Highborne noch 2 kleine Korallenköpfe, das wars. Ich kann diese Route allen Seglern nur empfehlen, so locker ging es noch nie über die Exumabank. 

In Highbourne dann nicht an den Ankerplatz sondern in die Marina, die nächste Kaltfront ist schon im Anmarsch. Die Marina ist zwar sündhaft teuer, aber dafür wirklich hübsch und mit Geschmack hergerichtet. Wir geniessen die Tage hier und fühlen uns recht wohl. Nach 3 Tagen geht es weiter nach Norman Cay, die Drogeninsel des Exdrogenbosses Alfredo Lehder. Die Flugzeuglandepiste ist noch vorhanden und wird auch benutzt, sonst aber hat die Insel nicht viel zu bieten, ausser noch einen relativ sicheren Ankerplatz, zwar mit viel Strom, aber immerhin man kann sich hier vor der nächsten Kaltfront verstecken. Nach Abzug der Front geht es weiter zum Exuma Nationalpark. Diesen klappern wir richtig ab, fast jeden Ankerplatz. Das Gebiet des Parks ist ca. 60km lang und 10 km breit und voller Inseln. Alles unbewohnt und naturbelassen, hierher kommt man nur mit dem eigenen Boot, kein Resort, rein gar nichts, nicht mal ein Handynetz. Wir schnorcheln viel und das Marine-Leben scheint hier noch ziemlich intakt, klar es ist alles geschützt, man darf weder fischen noch lobstern. Die Parkrangers haben auf den Inseln interessante Trails angelegt, die wandern wir natürlich ab. Dazwischen müssen wir uns immer wieder vor starken Kaltfronten verstecken, einen sicheren Ankerplatz suchen oder als ein voller Orkan angesagt wird, uns in die einzige Marina am Rande des Parks verholen, nach Kompass Cay Marina. Dort sehen wir zum ersten Mal einem zweifelhaften Vergnügen zu: swimming with the sharks. Von weit her werden zahlungskräftige Touris, der Spass kostet mehrere Hundert Dollars, mit dem Speedboot angekarrt, steigen zu den Haien im Hafenbecken während der Guide Fischstücke vor die Turistenbäuche wirft, die Haie schnappen dann wild zu. Klar es sind nur Nursesharks, die gelten als harmlos. Überall in der Karibik wird erzählt, die hätten nur ganz stumpfe Zähne - stimmt nicht!!! Tucker der Marinebesitzer hat mir seine Narben am Unterarm gezeigt, Bisswunden von einem Nurseshark als er versucht hat ihn von Hand zu füttern, die hätten kleine spitze Zähne und zwar ganze Reihen davon. Wenn ich gesehen habe wie die  Haia vor den Bäuchen der Touristenn die Fischstücke geschnappt haben, würd ich mich nicht wundern, wenn mal irrtümlich so ein Nurseshark an statt ein Fischstücklein ein männliches Bodypart erwischt.

Ende Januar nach 3 Wochen Exumapark wird für uns klar die Outer Islands werden wir nicht mehr erreichen, so beschliessen wir nach Norden in die Abacos aufzubrechen. So sind wir nicht allzeit von unserem Sommerlager in Florida entfernt, falls das Wetter weiterhin verrückt spielen sollte. Der Aufstieg von den Exumas in die Abacos beschert uns zwei traumhafte Segeltage mit perfektem Wind und perfekter Welle - ein Hochgenuss. Dann am dritten Tag der Tiefschlag, die Überfahrt über ein offenes Stück Atlantik zwischen Spanish Wells und den Abacos wird zum 10 stündigen Rodeoritt, obwohl der Wetterbericht perfekt war.

Jetzt (7.2.16) sind wir in den Abacos, momentan in Hope Town, ein wirklich hübsches Städtchen mit süssen pastellfarbenen Häuschen. 

Doch davon später.

 

Gerold und Rita