Ja im letzten Bericht wollten wir bis Ende Januar in Florida sein, jetzt ist Mitte März und wir sind erst in Cuba. Doch der Reihe nach.
Die Festtage haben wir im Süden von Mexicos Yukatanküste in Puerto Aventuras verbracht zusammen mit unseren Freunden von der TiTaRo. Puerto Aventuras ist absolut zu empfehlen, man liegt total geschützt in schöner Umgebung und guter Infrastruktur und dazu noch sehr preiswert. Auch das Einklarieren in Mexico mit einem Agenten problemlos, viel einfacher als vor 2 Jahren in Isla Mujeres.
Nach den Festtagen Anfang Januar halten wir Ausschau nach Wetterfenstern, aber die Norder rauschen nur so durch, alle 2 Tage eine Kaltfront mit Starkwind von Norden, da wo wir hingehen wollen. Erst am 13. Januar können wir los, für 2 Tage mal den normalen Ostpassat. Wir segeln am ersten Tag die 30 sm bis Puerto Morelos, ein schöner Ankerplatz einzig geschützt durch ein Korallenriff. Am nächsten Tag geht es dann nach Isla Mujeres, dort gehen wir in die sehr schöne, kleine aber feine Marina El Milagro.
Eigentlich wollen wir nur 2 Wochen bleiben, daraus werden aber schlussendlich 5 Wochen. Schuld daran sind vorallem die zahlreichen Kaltfronten dieses Jahr. Wir brauchen für die rund 700km bis Florida so ca. 60 h. Aber so ein langes Wetterfenster kommt während 5 Wochen nicht, höchstens mal 40 h und das ist für uns zu wenig. Na in Mujeres liegt man nicht schlecht und es trudeln nach und nach viele alte Bekannte ein. Und so sind wir plötzlich Teil einer richtig kleinen Seglergemeinde mit regelmässigen Treffs zum Dominospielen, Grillieren und Feiern. Dazwischen mal baden am eigenen Marinastrand, Ausflüge usw. Es wird uns nicht langweilig.
Dann endlich am 24. Februar ein etwas längeres Wetterfenster. Für uns immer noch zu kurz, um Florida zu erreichen, so entschliessen wir uns die kürzere Strecke nach Havanna anzupeilen, ca. 550 km. Unser Wetterrouter in Florida schickt uns einen detaillierten Wetterbericht mit Golfstromdaten und optimalen Wegpunkten. Wie sich herausstellt ist diese Beratung perfekt. Wir können so einen riesigen Wirbel mit Gegenstrom vermeiden und segeln extrem nah an Cubas Nordküste entlang, weniger als 1sm (ca. 2km) Abstand von der Küste und oh Wunder, wir haben auf der gesamten Strecke einen mitlaufenden Strom von ca. 1Kn (2km/h). So sind wir zu schnell und würden noch in der Nacht in Havanna ankommen. Das wollen wir nicht, die Einfahrt in die Marina Hemingway ist sehr eng, ein Kanal durch das Korallenriff und links und rechts das Riff. Der Einfahrtskanal ist zwar beleuchtet, aber nachts gegen die vielen Lichter von Havanna wohl kaum auszumachen. So drehen wir für ca. 3 Stunden bei (ein Manöver bei dem das Schiff relativ an Ort bleibt ohne zu ankern). Die Einfahrt dann im Morgengrauen problemlos, obwohl katabatische Böen (von den Bergen) mit bis zu 30 kn heranbrausen. Das Einklarieren in Cuba rasch, aber nicht ganz schmerzlos gegenüber vor 2 Jahren neue Sitten, viele Offizielle wollen Bakschisch. Kurz nach dem Einklarieren kommt ein weiteres Schiff rein, Bekannte aus Mujeres, ein amerikanisches Schiff. Zu ihrem Schutz nennen wir keine Namen, denn Amis dürfen offiziell wegen des amerikanischen Embargos gegen Cuba immer noch kein Geld ausgeben in Cuba, es drohen drakonische Strafen. So sind wir wieder mit Bekannten zusammen und unternehmen mehrtägige Reisen in Cuba, vorallem in der Mitte und im Westen. Was uns auffällt gegenüber vor 2 Jahren, die Bauernmärkte sind besser bestückt, man bekommt eigentlich fast alles was Saison ist. Für uns fast ein Einkaufsparadies mit den niedrigen Preisen, für die Cubaner aber alles exorbitant teuer. Und noch was fällt uns auf, vor 2 Jahren haben sich Cubaner kritisch gegenüber ihrem Regime geäussert wenn niemand anders anwesend war. Jetzt hingegen nehmen viele kein Blatt mehr vor den Mund und äussern sich offen, es ist klar die wirtschaftliche Not, welche drückt. Die Löhne sind offenbar einfach zu klein um auch nur die Grundbedürfnisse zu decken, alles ist ein Problem, von neuen Schuhen bis zum Gas zum Kochen, es reicht einfach nicht. Ja da bekommen wir schon ein fast schlechtes Gewissen, wenn wir auf dem Markt grosszügig einkaufen und was denken wohl die Cubaner, wenn sie die vielen Luxusyachten (kaum eine unter 1 Million) im Hafen sehen. Es wimmelt richtig davon in der Marina Hemingway,
Havanna scheint eine richtige Inndestination zu werden für die Yachties. Hier prallen bittere Armut und totaler Luxus aufeinander. Wie lange das wohl noch gut geht? Inzwischen sind in Havanna wieder 2 Wochen vergangen und wir sind nun auf der Lauer nach einem Wetterfenster, um nach Florida zu segeln. Der kürzeste Weg wäre nach Key West, das geht aber nicht. Es hat sich unter Seglern herumgesprochen, dass man von Cuba kommend in Key West auch als Nichtami extreme Probleme kriegt. So segeln wir halt wie die vielen Kanadier entweder in den Golf nach Fort Meyers oder dann direkt nach Miami.
Es scheint nun so, dass am Wochenende um den 14.3. rum Miami drinliegen könnte. Wir analysieren Wetterdaten und bereiten uns für den Sprung nach Florida vor. Doch davon später.
Noch zum Schluss ein paar Zeilen zum Wetter in der Norwestkaribik. Zwischen 5°N und 25°N herrscht der Ostpassat, hervorgerufen durch die Corioliskraft der Erdrotation und durch die Konvektion von S nach N mit einer Stärke von ca. 15kn. So steht es in den Segelbüchern. Leider ist es nicht so einfach, da spielt noch viel mehr mit. Das Azorenhoch z. B. verschiebt es sich nach Nord dann bekommt der Passat eine nördliche Komponente, verschiebt es sich nach S entsprechend eine südliche Komponente. Rücken die Isobaren im Bereich des Westausläufers des Azorenhochs z. B durch ein Tief im Nordatlantik, näher zusammen, so legt der Passat bis 30kn (fast Sturmstärke) über mehrere Tage zu. 3M Wellen sind dann normal und nichts geht mehr. Zieht ein Tief über die südlichen USA, so beeinflusst das den Passat von Florida bis Panama und nach Osten bis in die östlichsten Karibikinseln. Man spricht dann von einer sogenannten Kaltfront. Eigentlich sind diese Kaltfronten von Zeit zu Zeit erwünscht, ohne diese käme man gar nicht gegen die Hauptwindrichtung (E) des Passats voran. Kommt so ein Tief (Kaltfront) über die südlichen USA, so wird zuerst der NE Passat etwas schwächer und dreht nach E, dann SE, dann SSE, dann S, dann kurz auf West, dann NW, N und danach wieder auf die normale NE Passatrichtung. Wir mit Start in Mittelamerika (Guatemala) und Ziel Florida können immer nur den Teil der Kaltfront zwischen SE und NW nutzen, denn auf dem Ozean kann man mit einem kleinen Segelboot nicht gegen den Wind und die Welle vorankommen. Und dieser Sektor der Kaltfront dauert eben unterschiedlich lang. Jetzt brauchen wir 36 h um von Havanna nach Florida zu kommen und das scheint eben am Wochenende möglich.
Rita Schaich Gerold Lüscher