Februar 2018 bis Mai 2018

Im Februar bummeln wir die Exumas (zentrale Inselgruppe der Bahamas) hoch zusammen mit Yvonne und Siro, zwei Tessiner mit ihrem Katamaran. Wir geniessen Ankerplatz um Ankerplatz und springen dann etwa Mitte Februar von Bimini ab über den Golfstrom nach Fort Lauderdale. Siro und Yvonne zeigen uns einen Geheimtipp, einen Ankerplatz mitten in Lauderdale ,wunderschön gelegen, der Lake Sylvia. Das Einklarieren ist problemlos, ausser dass ich nochmals ins Büro muss, ein Depp hat auf das Formular Swaziland anstatt Switzerland geschrieben, ja und da sind wir nun wirklich nicht her. Danach segeln wir zügig nach Indiantown, unser Sommerlager. Da haben wir einiges an Unterhalt und Ersatz zu erledigen. Der Einbau eines neuen Radars geht ewig, zuerst dauert es bis er kommt, danach Problem über Problem. Falsch geliefertes Kabel, verkantende Schrauben, falsche Dichtungen usw. Irgendwann ist aber dann doch alles ok. Wir fahren im Intracoastal Waterway runter nach Lauderdale, da wollen wir unser Schiff am 25. März auf einen Spezialtransporter verladen und ins Mittelmeer verschiffen. Das Verladedatum wird immer wieder hin und her geschoben. Das kostet uns unglaublich Nerven. Wir ankern in Lake Sylvia, um die sündhaft teuren Marinagebühren während der Hochsaison in Lauderdale zu vermeiden. Aber mindestens 2 Tage vor dem Verladen müssen wir in eine Marina um unser Schiff verladebereit zu machen. Dann bekommen wir per Email den defintiven Verladetermin. Super, wir fahren in die Bahia Mar Marina. Ladetermin 23.3., schnell buchen wir einen Flug für den 24.3. und dann noch ein Hotel für eine Nacht. Das Hotel wird zum Problem, es ist Spring Brake in den USA, sowas wie unsere Auffahrt, alle wollen in den Süden und so ist alles ausgebucht-also schlafen im Park oder an der Beach? Schlussendlich hat die Lady im Bahia Mar Hotel ein Einsehen und kann uns für noch einen halbwegs angemessenen Preis ein Zimmer hervorzaubern. Also alles paletti. Gefehlt. Am Abend vor dem Verladen ein Telefon von Dockwise, dem Yachttransporter. Das Schiff ist in Lauderdale, aber wir können morgen nicht laden, der spezielle Liegeplatz mit grossem Tiefgang ist durch einen Notfall besetzt. Frühester Ladetermin in 3 Tagen. Ja super und unser Flug und das Hotel? Das Hotel kann ich stornieren aber nicht den Flug, also 1600 USD für die Katz!! Wir kochen, aber es hilft nichts, wir sind ausgeliefert. Am nächsten Morgen wieder ein Telefon von Dockwise. Wir können am Nachmittag laden, definitiv, sicher. Gut, zum Glück konnten wir den Flug nicht stornieren, so können wir ,wie gebucht, fliegen. Aber wir brauchen noch ein Hotel für die nächste Nacht. Im Internet, per Telefon einfach alles voll und voller, egal ob billige Absteige oder 5 Sterne Palast. In unserer Not gehen wir zur netten Lady im Bahia Mar Hotel, wo wir storniert haben und erklären ihr unsere Situation. Sie hat leider nun wirklich auch nichts mehr frei, hilft uns aber sehr, sie hat eine Bekannte welche im Hilton Beach Resort arbeitet und ruft die an. Leider auch voll, aber es gäbe immer wieder kurzfristige Stornierungen, wir sollten uns mal eine Stunde gedulden. Was sollen wir sonst tun?? Nach einer halben Stunde der Rückruf, ja sie hätten eine Suite, beim Preis bleibt uns der Atem stehen, dafür haben wir vor 30 Jahren einen Gebrauchtwagen gekauft. Egal, wir buchen. Dann am Nachmittag beim Verladen auf das Transportschiff der nächste Adrenalinschub, um 13:00 müssen alle bereit sein in der Nähe des Transportschiffes. Es trudeln nach und nach immer mehr Schiffe ein und kreisen im Hafenbecken, alles riesige Pötte, Motorboote in der Grösse eines Bodenseedampfers, ein halbes Dutzend davon und noch mal ein halbes Dutzend etwas kleinere und wir sind, wie meistens, die Kleinsten. Wir schauen auf die Ladefläche des Transportschiffes und sind uns absolut sicher, da haben nicht alle Platz, schwitz, schwitz und wen lassen sie dann stehen, ja klar derjenige, welcher am wenigsten Geld abliefert und das sind natürlich wir. Dann geht es los, alle Schiffe werden über Funk Kanal 17 aufgerufen und bekommen ihre Ladenummer zugeteilt. Wir sind Nummer 2, also haben wir sicher einen Platz – Schwein gehabt. Das Transportschiff füllt nun die Ballasttanks und sinkt am Liegeplatz mehrere Meter nach unten, nun liegt die Ladefläche unter Wasser und die zu transportierenden Schiffe können einfahren. Die Nummer 1 vor uns ist ein 150 Fuss (ca. Fast 50 m ) langes Motorboot. Das Ding braucht mehr als eine halbe Stunde bis es an der richtigen Stelle über dem Deck des Transporters steht. Wir haben ziemlich Seitenwind und das Motorboot driftet trotz Bug -und Heckstrahler seitlich weg, Tugboote (Schlepper, Bugsierschiffe) schieben von der Seite dagegen, endlich nach einer halben Stunde ist

das Ding drin, der Kapitän entschuldigt sich mit zitternder Stimme über Funk. Wir sind nun dran, es geht ruckzuck, unser Boot mit Kiel driftet wenig und nach 2 bis 3 Minuten sind wir an der richtigen Stelle, Phillipinos nehmen die Leinen an, wir machen längsseits an einem schon in Mexico geladenen Segler fest. Danach kommen die Taucher, sie positionieren die Stützen zum Fixieren der Schiffe an der richtigen Stelle. Danach werden die Ballasttanks geleert und der Transporter taucht wieder mehrere Meter aus dem Wasser auf. Die Schiffe stehen nun im Trockenen an Deck auf den Stützen, diese werden noch mit dem Deck verschweisst, fertig. Der Rest geht rasch, rüber klettern auf die Gangway des Transporter, Zollabfertigung im Aufenthaltsraum des Transportschiffes und tschüss. Eine Nacht in der Luxusbettenburg, Heimflug und 2 Wochen Pfeffingen.

Am 9. April sollen wir unsere Amphora in Palma de Mallorca abholen. Nach den Erfahrungen mit den Terminen in Lauderdale buchen wir weder Flug noch Hotel lang im Voraus. Wir warten bis quasi zur letzten Sekunde. Am 7. April das finale Email, entladen am 9. April um 07:00. Wir buchen Flug und Hotel für den 8. April und sind pünktlich am 9. April an Deck des Transportschiffes. Zu erkennen ist nicht viel, alles noch zappenduster. Der Lademeister, Sergej aus der Ukraine, trommelt alle Kapitäne zusammen und erklärt – Big problem! Schwell im Hafen, entladen nicht möglich. Zwei Motorbootkapitäne protestieren, die Eigner wollten im Yachtclub an Bord. Sergej bleibt hart – security first – und zündet sich in der nonsmoking Zone an Deck eine Zigarette an, breites Grinsen der meisten, Fluchen der gestressten 2. Um 11:00 dann ein erster Entladeversuch, der Transporter sinkt ein und sobald die ersten Schiffe aufschwimmen kommt unglaublich Bewegung an Deck. 15 cm Schwell und so ein Gegeige der Riesenpötte hätten wir nie und nimmer erwartet. Sofort Abbruch der Uebung und warten, warten, warten bis dass der Schwell sich legen möge. Wir nun als zweitletztes Schiff kommen um 17:00 raus und fahren gleich in den nahen Real Club Nautico. Unser Schiff ist übrigens blitzsauber angekommen, die Besatzung des Transportschiffes hat vor der Ankunft in Palma alle Schiffe geschrubbt, toller Service. In 3 Tagen ist unsere Amphora wieder startklar, alles wieder montiert und alle Systeme durchgecheckt. Es kann losgehen. Wenn da nicht das Wetter wäre, es bläst und kommt kübelweise vom Himmel bei himmeltraurigen 12 Grad. Und das soll Frühling im Mittelmeer sein? Das Wetter bessert sich immer wieder etwas, so dass wir los können. Wir segeln von Ankerplatz zu Ankerplatz und von Hafen zu Hafen, wenn es das Wetter zulässt. Allerdings bleiben die Temperaturen zu kühl, nachts 12 Grad und während des Tages so um die 15 Grad, zum Segeln mit etwas Wind zu kühl. Wir segeln die West und -Südküste von Mallorca ab, danach die West und -Nordküste von Menorca. Vor 34 Jahren waren wir letztmals hier und wir müssen sagen, die Balearen haben sich viel weniger negativ entwickelt als wir befürchtet haben. Wenig neue Bausünden, die alten Bausünden wurden vielleicht etwas vergrössert, aber damit hat es sich. Die grösste Veränderung betrifft die Häfen. Vor 34 Jahren hatte es noch kaum spanische Boote. Jetzt sind die Häfen schon in der Nebensaison voll mit spanischen Dauerliegern. Wie das wohl in der Hochsaison aussieht ?? Immer wieder mieten wir mal ein Auto und klappern die Inseln auch im Innern ab. Besonders Mallorca hat uns da sehr gut gefallen, spektakuläre Landschaften im Tramontanagebirge, wirklich wunderschön. In der Cala Addaya im Norden von Menorca bleiben wir länger hängen, eine Woche Starkwind, Regen und 10° Temperaturen fesseln uns an den kleinen Hafen in der Cala. Nach fast 10 Tagen haben wir dann ein Wetterfenster um die fast 200 sm (ca. 400 km) rüber nach Sardinien in Angriff zu nehmen. Es soll leichten Südwind geben und das Meer soll relativ ruhig sein, unter 1m Welle. Also los und zwar frühmorgens, mit etwas Glück können wir in 36 Stunden in Sardinien sein. Und tatsächlich, wir schaffen dies. Teilweise segeln, teilweise motorsegeln, teilweise motoren. Lieber so, als mit Mistral und 4 m Welle. Nach 36 Stunden legen wir in Alghero im NW von Sardinien an und werden sofort von der Guardia di Finanza kontrolliert. 2 Beamte kommen an Bord. Der eine sieht unsere Fischereiausrüstung und ist hell begeistert, Rita und er diskutieren über die besten Köder und die beste Schlepptechnik eine geschlagene halbe Stunde, während der andere schreibt und schreibt und schreibt. Er füllt einen ganzen Stoss Papiere aus, ohne auch nur eine Frage zu stellen. Am Schluss soll ich unterschreiben. Ich frage, was ich denn hier unterschreiben soll, ah ja, meint er. Auf den Papieren hätte er alle Kontrollen festgehalten, ganzes Schiff durchsucht, alle Rettungsmittel kontrolliert, alle Lizenzen usw.- es sei alles bestens. Sorry, meint er noch , das sei halt seine Arbeit,

von etwas müsste er ja schliesslich leben. Solche „Kontrollen“ lassen wir uns gerne gefallen, sie wollen auch keinen Bakschisch, kein Geld, nicht mal einen Drink. Wenn ich da an gewisse Länder in der Karibik oder in Mittelamerika denke, ja dann ist der Unterschied riesengross, 10:0 für Italien. Alghero ist eine ursprünglich katalanische Stadt und so sind die Gassen immer noch zweisprachig angeschrieben, Italienisch und Katalanisch. Alghero ist eine sehr schöne alte, gut erhaltene Stadt mit Stadtmauer und Hafenfestung. Wir liegen mit unserer Amphora direkt vor dem Stadttor, richtig mitten in einer geschichtsträchtigen Umgebung. Alghero ist allerdings jetzt schon Mitte Mai ziemlich touristisch, man braucht zwar noch in keiner Kneipe zu reservieren, aber die Bars und Restaurants sind am Abend doch schon ziemlich gefüllt. Nach 4 Tagen in Alghero segeln wir bei schönsten Bedingungen entlang der Westküste Sardiniens ca. 20 sm (40 km) nach Süden bis zur Mündung des Flusses Temo. Der Fluss ist bis zur Stadt Bosa, ca. 2 km landeinwärts, schiffbar. Davor hat es eine Marina und eine Werft, welche einen guten Ruf hat. Da wollen wir unser Boot über den Sommer an Land stellen und dann im September wieder kommen. Wir sollten doch das Boot im Wasser liegen lassen meinen alle hier, herausheben und wieder einsetzen koste doch nur Geld. Stimmt, aber unsere Erfahrung im Mittelmehr hat uns gelehrt, dass ein im Wasser liegendes Boot ganz leicht Schäden davonträgt, wenn in der Hochsaison unerfahrene Segler bei viel Wind ein Anlegemanöver verpatzen und in unser Schiff knallen. Natürlich weiss danach nie jemand irgendwas, und der Schaden bleibt an uns hängen. An Land ist Ruhe und das Schiff kann erst noch austrocknen. Wir stellen unser Schiff an Land, buchen einen Rückflug direkt nach Basel mit Easyjet. Kurzer Flug für kleines Geld, besser kann es nicht gehen.
Jetzt sind wir wieder zuhause in Pfeffingen und wünschen allen einen schönen Sommer. Wir bleiben bis Ende August, danach soll es wieder nach Sardinien gehen.

Rita Schaich Lüscher Gerold Lüscher-Schaich

PS
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