Gran Canaria und Teneriffa

Gran Canaria 

Nach unserer Kurzvisite in der Schweiz Anfang Juni 08 kehrten wir auf unser Schiff zurück in der Marina Las Palmas. Schon ein paar Tage später segelten wir nach der Südküste Gran Canarias und klapperten da alle Häfen ab. Die Fahrt nach Süden war sehr ruppig, so 25-30 kn Wind, zum Glück von hinten. Es war auch nichts anderes zu erwaren, im Segelhandbuch für die Kanaren steht, dass die Windbeschleunigungszonen an der Ost-und Westküste von Gran Canaria zum Schlimmsten gehört, was es auf den ganzen Kanaren gibt. Schliesslich sind wir in Puerto Mogan angekommen, ein künstlich angelegter Hafen, aber für so was eigentlich sehr hübsch (auf den Kanaren gibt’s nur Kunsthäfen, kein einziger Naturhafen wie etwa in Skandinavien). Hier haben wir auf unseren Besuch gewartet, Rosemarie, eine Freundin von Rita und mir. Gemeinsam haben wir dann ein Auto gemietet und ganz Gran Canaria erkundet. Zusammengefasst muss ich sagen, die Insel ist im Inneren von grosser Schönheit, es hat schroffe Canyons, hat mich sehr an Arizona erinnert, ebenfalls rotes Gestein und je höher man kommt, desto grüner wird die Insel. Der Passat, welcher aus NE weht steigt am Gebirge hoch und die feuchte Luft kondensiert dann zu Nebel oder leichtem Niederschlag und das genügt, um eine dichte Vegetation entstehen zu lassen. Ja es gibt sogar zahlreiche kleinere Stauseen in denen der leichte Niederschlag gesammelt wird und dann in die Zentren geleitet als Trinkwasser gebraucht wird. Ein anderer Teil des Trinkwassers entsteht in Meerwasserentsalzungsanlagen und das Wasser für die Bewässerung der Hotelanlagen, Golfplaetze und der landw. Kulturen wird aus Brunnen in Meeresnähe gepumpt. Eigentlich wollten wir mit Rosemarie nur an der Südküste Gran Canarias segeln, aber sie hat darauf bestanden, eine grosse Ueberfahrt mitzusegeln. Also haben wir uns auf die Ueberfahrt vorbereitet, der Skipper mit gemischten Gefühlen, denn auf Grund der Seehandbücher ahnte er, was da auf uns zukommen könnte. 

Gran Canaria-Teneriffa 

Am 8.7.08 sind wir dann von Mogan aus nach Teneriffa gesegelt. Der Wetterbericht war wie immer im Sommer auf den Kanaren, NE 15-20 kn, also eigentlich ein ganz passabler Segelwind. Doch da gibt es einen grossen Haken. Im Segelfuehrer steht, dass der Kanal (ca. 40 sm breit) zwischen Gran Canaria und Teneriffa zu den schlimmsten Venturiduesen gehoert, dass die Windgeschwindigkeit zwischen den Inseln um 10-15 kn hoeher sein kann als der Passat auf offenem Meer. Und da ist schnell gerechnet, 20 kn Grundgeschwindigkeit + 15 kn Venturieffekt gleich 35 kn im Kanal, das sind schon 8 Bft. Aber warten nuetzt nichts, denn so blaest es da immer. Also fuhren wir los, Rita und Rosemarie konnten nicht an den bevorstehenden Sturmritt bei schoenstem Wetter glauben, denn in Mogan beim Ablegen herrschte totale Flaute. Die erste Stunde Motor und ein bisschen Schwell sonst nichts. Ja und dann bei Kap Conjejado weisses Meer voraus, also 3 Reffs ins Gross und Genua zur Sturmfock eingerollt ab in die weisse See. Schon bald hatten wir so 28 kn Grundwind und dann so richtige Hammerboeen mit 35 kn waehrend mehreren Minuten und das alles nicht etwa auf Vorwindkurs, sondern mit halbem Wind (von der Seite). Als Resultat Dauerduschen bis zur Saling hoch ueber das ganze Schiff. Rosemarie verzog sich rasch in die Koje, um nicht Neptun opfern zu muessen. Rita hielt sich tapfer und loeste mich am Steuer ab. Der Windpilot konnte bei den Boeen nicht mehr vernuenftig steuern. Nach ca. 2 h Fahrt kenterte der Tidenstrom, d.h. hiess nun Strom (nicht viel nur ca. 0,2 kn) gegen den Wind und das gibt bekanntlich steile Seen. 4 oder 5 mal fuellte es das Cockpit etwa 20 cm hoch mit Wasser. Zum Glueck dauerte dieser Ritt nicht allzu lange (ca. 7 h) und wir erreichten schon um 15.30 den angepeilten Ankerplatz hinter Montagna Roja im Sueden Teneriffas. Dann aber der Schock, am Ankerplatz zwar kein Schwell, aber dafuer fliegendes Wasser in den Boeen, also kein Ort zum Bleiben. Zum Glück hat es nur ca. 4 sm suedlich eine neue Marina, Marina San Miguel. Doch als wir da ankamen, standen 3m Brecher in der Einfahrt und so ne Einfahrt wollte ich nicht riskieren, deshalb entschlossen wir uns um die SE-Ecke von Teneriffa herumzusegeln und nach Los Cristianos zu gehen  Da ist man im Lee der Insel und der Wind laesst schlagartig nach. In Los Cristianos war dann weit und breit kein Liegeplatz in Sicht, ueberall Faehren und Fischer. Die Port Authority teilte uns ueber Funk mit, der Hafen sei fuer Segelboote geschlossen und wir muessten weiter nach Puerto Colon. Dort sagte der Hafenmeister, der Hafen sei total voll und wirklich, ich sah keinen einzigen moeglichen Liegeplatz, ausser der Quai an der Bootstankstelle. Schliesslich hatte der Hafenmeister nach laengerer Diskussion ein Einsehen und wir durften eine Nacht bis 08:00 an der Bootstankstelle liegen bleiben. Todmuede sanken wir in die Kojen. Am naechsten Morgen gings dann weiter nach Los Gigantes an der NW-Ecke der SW-Kueste Teneriffas. Ja da hatten wir Glück, der Hafenmeister stammt aus Locarno und mit der Schweizer Flagge hatten wir sofort einen Platz, obwohl auch diese Marina rappelvoll ist. Die Marina liegt recht spektakulaer am Fusse einer gewaltigen Felswand und die Bebauung ist im Kanarenstil gar nicht uebel angelegt. Von hier aus wollen wir in den naechsten Tagen Teneriffa erkunden.

 Teneriffa 

Teneriffa haben wir wieder mit einem Mietauto abgeklappert, die gibt es hier recht günstig. Teneriffa hat einen ganz anderen Charakter als Gran Canaria. Die Insel ist grundsätzlich im Norden grün und im Süden karg, dazwischen liegt ein Gebirgszug mit dem Vulkankegel Teide als höchsten Punkt (3700m). Die Turismuszentren liegen vor allem an der trockenen und immer sonnigen Südwestküste, hier hat es Hotelburgen ohne Ende. Der Hauptort der Insel, Santa Cruz de Tenerife ist relativ grün, viele Parkanlagen und für uns wichtig gut sortierte Schiffszubehörgeschäfte. Im Norden der Insel hat uns vor allem das Orotavatal gut gefallen, da konnten wir mal richtig wandern in dichter Vegetation. Hier sind wir zufällig zu einer Berghütte gelangt, welche die einheimische Spezialität „Gofio“ serviert. Also Gofio ist die Wegzerrung der Urbevölkerung, der sogenannten Guanchen (berberischen Ursprungs), sie besteht aus geröstetem Mais, Gerste und Weizen. Das ganze Gemenge wird bei Bedarf mit Wasser vermischt und schon hat man eine unglaublich nahrhafte Mahlzeit. Wir haben es probiert, schmeckt gar nicht übel und macht sofort satt. Der Nationalpark des Teidemassivs ist sehr eindrücklich, eine gewaltige Vulkanlandschaft. Man könnte auch hier vieles zu Fuss erwandern, aber das war uns dann doch zu heiss, das müsste man im Frühling oder Spätherbst tun. Die letzten Tage haben wir vor allem mit baden und relaxen verbracht. Ende Juli / Anfang August wollen wir nach der westlichsten Kanareninsel, La Palma segeln. Ja und da hat es an der Westecke von Teneriffa wieder so ne elende Winddüse, diese soll aber nicht so gross und breit sein-na wir werden sehen. Noch eine Bemerkung zu den Kanaren als Segelrevier. Ein Anfängerrevier mit gemütlichem Segeln ist das bestimmt nicht, es hat deshalb auch nicht viele Charterboote, zu viel Wind! Das Revier erinnert uns sehr an die Zentralägäis, Winddüsen zwischen den Inseln mit Hammerböen, mit dem Unterschied, dass auf den Kanaren im Lee der Insel wirklich Ruhe ist, während in der Aegäis im Lee der Inseln auch noch Fallböen anzutreffen sind.