Anfang Februar 2008 sind wir nach Lissabon geflogen, natürlich mit Easy Jet für einen easy Preis. Leider hat der Skipper während der ganzen Lissabonwoche die Grippe gehabt und dann im Delirium auch noch alle Bilder in der Kamera gelöscht. So gibt’s da also nichts zu sehen. Trotzdem würden wir sagen, Lissabon lohnt eine Reisewoche.
Von Lissabon ging’s dann per Bus nach Sevilla zu unserem Schiff. Da hiess es dann mal für 3 Wochen schuften. Reparaturen (ziemlich viele) und das ganze Unterwasserschiff neu malen hielt uns auf Trab. Das Angenehme dabei waren die Tagestemperaturen so um die 20 Grad, deutlich wärmer als in Suiza, nachts allerdings fiel das Thermometer auf 12 Grad runter. Jeweils am Sonntag gab’s ne Hafenparty organisiert von Diana, einer Engländerin, welche schon mehrere Jahre in Sevilla auf ihrem Schiff lebt. Ausser Drink und Food waren diese Partys auch eine sehr gute Tippbörse, denn alle Segler hier im Hafen hatten Langstreckenerfahrung, John und Carol aus dem Staate New York über den grossen Teich nach Europa gesegelt, Knut und Ilse aus Dänemark mehrere Jahre im Med und nun auf der Heimreise via Schottland und Nordsee, Wayne und Beth aus England schon mal über den grossen Teich gesegelt und nun Richtung Süd unterwegs usw. Ja dann Anfang März mussten wir leider diese Runde verlassen, denn schliesslich wollten wir in Sevilla keine Wurzeln schlagen.
Nach der Flussfahrt den Guadalquivir runter und ein paar Tagen in Chippiona und Rota legten wir los nach Marokko. Casablanca ist momentan für Segler geschlossen, deshalb ist der einzig vernünftige Hafen in dieser Gegend Mohammedia. Die Überfahrt, etwas über 200sm verlief problemlos, zuerst 20 Knoten Wind leicht von vorn, dann von der Seite und schlussendlich von achtern dazu so 2 bis 3 m Dünung. Die Ansteuerung von Mohammedia wie inzwischen schon fast üblich, mitten in der Nacht. In Marokko muss man sich über Funk anmelden, hab ich brav gemacht auf Französisch, wie es im nautischen Führer steht, sonst sei man unten durch. -Bienvenue au Maroc-, heisst es da erst mal am Funk, -les autorités vont vous attendre à la marina-, na was anderes habe ich gar nicht erwartet. Der nautische Führer hat uns ja gewarnt, in jedem Hafen einklarieren stundenlang, wenn les autorités schlecht drauf sind dann auch schon mal tagelang. Wir schleichen uns also in den Hafen mitten in der Nacht, Mohammedia ist ein riesiger Hafen, Gas, Phosphat und Salz werden hier geladen. Und die Marina zuhinterst im letzten Winkel bei den Fischern. Am Marinasteg les autorités und bevor der letzte Palstek das Schiff sichert sind die schon an Bord. Es kann losgehen. Zoll, Gendarmerie und Police sind da, jeder schreibt das Gleiche ab auf einen Zettel, unsre Daten des Passes und die Daten der Schiffspapiere. Alles erstaunlich rasch, - non pas de visite detailée du bateau, non, non. Bonnenuit. C’est tout.-Baff ! Das ging keine 15 Minuten, positive Überraschung !!
Am nächsten Morgen dann Besuch des Hafenmeisters, sehr freundlich, aber beim Hafengeld gar nicht kompromissbereit ! Der Yachtclub mit schönen Sanitäranlagen und Swimmingpool braucht Geld. Der Hafen ist total gesichert, rein und raus kommt man nur mit Passierschein, nicht mal ein Taxi darf rein und Polizei und Uniformierte überall. Das Schiff liegt also sicher, wenn wir nur nicht auf den Hafenmeister gehört hätten !! Der will uns an einem anderen Liegeplatz haben, um Platz zu schaffen falls ein bateau plus grand kommen sollte. Der Tidenkalender und mein Echolot sagen mir, dass es am neuen Liegeplatz arg knapp wird, denn es ist Springzeit und damit sind die Tiden besonders gross. Aber er versichert,- non, non, avec 1.50m Tiefgang pas de problème !!!- Aber les problèmes arrivent. Spät am Abend ist Ebbe und kurz davor rums, rums, unser Kiel knallt auf was Hartes. Halleluja Hafenmeister!! Der Kerl ist natürlich nicht da!! Wir versuchen in letzter Minute den Liegeplatz zu verlassen, geht aber nicht mehr, wir stecken fest. Wir zerren das Schiff auf eine Seite des Liegeplatzes und haben Glück, es rumst nicht mehr. Wahrscheinlich hat der Kiel gegen die Befestigungsblöcke des Steges geschlagen. Am nächsten Morgen wechseln wir ohne zu Fragen den Liegeplatz wieder und der Hafenmeister hat tausend Entschuldigungen. Der neue Liegeplatz ist tief genug und so können wir das Schiff alleine lassen, um ein paar Tage nach Fez zu fahren.
Fez ist eine Reise wert. Mittelalter pur. Enge Gassen in denen das Leben pulsiert, überall wuselt und wieselt es, Marktauslage am Boden, Metzger in den Gassen ohne Kühlung, Gans gefällig, kein Problem, wird gleich auf der Strasse gemetzget. Transport in den engen Gassen nur per Esel möglich, es gibt zwei Sorten, staatliche Esel und private. Die staatlichen Esel sind für die Müllabfuhr zuständig, die privaten fürs Geschäft. Aber auch die zahlreichen Sehenswürdigkeiten bilden eine unglaubliche Dichte an Eindrücken. Wer noch nie in Marokko war, der staunt, eine wirklich andere Welt, Morgenland eben. Nach zwei Tagen kehren wir mit dem Zug nach Mohammedia zurück. Im Zug viel modernes Marokko, junge Mädchen gekleidet wie bei uns, die flirten was das Zeug hält. Gewaltige Gegensätze zum mittelalterlichen Fez.
Die nächste Etappe wäre dann Mohammedia-Essaoira. Allerdings ist der Hafen von Essaouira nur am Tag anlaufbar und von der Distanz her befürchte ich, dass wir wieder mal mitten in der Nacht vor dem Hafen sein werden. Und so kommt es auch, deshalb laufen wir durch bis Agadir. Der Wind legt am Abend des zweiten Tages zu und leider auch der Schwell aus NW. Diese verdammen Tiefs über dem Nordatlantik, die senden ihre Wellen bis hier nach unten und dies bedeutet in der zweiten Nacht NW-Schwell bis 4m, einzelne Wellen noch mehr und das Schiff krängt dann gewaltig nach Lee, wenn so ein Ungeheuer unten durchzieht. Da der Wind dann auch noch bis 25kn zulegt wird das Ganze zu einem ziemlich rauen Ritt. Wir sind froh, als wir endlich die Marina in Agadir erreichen. Hier warten dann wieder les autorités, was uns kalt lässt, denn in Mohammedia war ja der ganze Spuk in 15 Minuten vorbei. Wir sollten uns täuschen. Diesmal nicht nur Zoll, Gendarmerie und Police, nein auch, Hafenbehörde und in Zivil Geheimpolizei. Also 5 mal Pass abschreiben und ja das dauert. Dann visite du bateau, sie getrauen sich nicht so recht, es ist ihnen peinlich alle Stauräume zu öffnen und so bleibt es bei einigen symbolischen Kontrollen. So nach 90 Minuten ist der Spuk vorbei. Puh! Zu früh gefreut, dem Zollbeamten fällt ein, dass es für das Schiff- un papier bleu- braucht, ja und das hat er nicht, non, non, das ist im 3km entfernten Zollgebäude und da müsste der capitaine nun hin. Schön. Er fährt mich mit seinem Dienstwagen hin. Im Zollgebäude grosses Staunen. Viele Personen in Uniform, Räuberzivil und Zivil. Alles rennt herum mit Papieren in den Händen, es wird geschrieen und gefuchtelt, ich kapiere gar nichts. Der begleitende Zollbeamte stets sehr freundlich meint, als er meine grossen Augen sieht, -c’est le Maroc- Der liebe Zollbeamte weiss selber nicht richtig wo und wie mit dem papier bleu. Wir gehen in ein Büro, der Zöllner wird angepfiffen und hinausgescheucht, dann Treppe runter, Treppe hoch, ich immer hinterher, nächstes Büro, neuer Anpfiff. Langsam werd ich müde, aber nach etwa einer Stunde, man glaubt es nicht, haben wir das papier bleu, nun nur noch zum Inspectuer zum Visieren. Der Inspecteur, ein kleiner drahtiger Kerl, sieht alles durch und tippt dann was in einen Computer. Am Schluss öffnet er noch meinen Pass und da !! Quel horreur!! Er kann das Visum des Geheimpolizisten nicht entziffern, er pfeift nun mich an.- Monsieur vous revenez demain, demain, avec un passeport correct !- Ich sage ruhig aber bestimm- non Monsieur, aujourd’hui- Der Zollbeamte zerrt mich am Arm aus dem Büro, er will das richtige Visum des Geheimpolizisten besorgen, ich soll warten, nach 30 Minuten kehrt er zurück, strahlend mit Visum. Nun ist 16:30 und da ist Feierabend für Marokkos Beamte, deshalb geht es beim Inspecteur nun sehr schnell, keine 30 Sekunden und wir sind wieder draussen. Alles in Ordnung, sagt der Zöllner, er habe nun Feierabend, ich könne gehen. Ja 3km bis zur Marina und hier keine Taxis, also comment faire ? -Pas de problème-, meint er. Er stoppt das nächste Privatauto und befiehlt dem verdutzten Fahrer, mich in die Marina zu fahren, was dieser anstandslos tut. Leider kann ich nicht mit ihm sprechen, er kann nur Arabisch. Am Schluss sage ich noch „schukran“, ich glaube das heisst Danke auf Arabisch.
Von Agadir aus haben wir dann während einer Woche den Süden Marokkos erkundet. Zuerst mit dem Bus nach Marrakech, dort haben wir Bekannte von Rita getroffen und konnten auch bei ihnen wohnen. Marrakech hat einen ganz anderen Charakter als Fez. In der Ebene gelegen, sind die Gassen breiter und alles ist aufgeräumter als in Fez. Man merkt hier den grossen Einfluss des Tourismus überdeutlich. Trotzdem haben der grosse Platz mit seinen Marktständen und der Souk seinen Reiz. In Marrakech mieten wir dann ein Auto und fahren über das teilweise schneebedeckte Atlasgebirge ins Draatal, eine grosse Flussoase mit zahlreichen Kashbas (Burgen) und noch mehr Palmen bis ganz hinunter an die Grenze zur Sahara und wieder zurück. Unterwegs besichtigen wir zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie z.B. Ait Benhouddu, das Dorf aus Lehm wo u.a. auch Szenen des Filmes „Lorenz of Arabia“gedreht worden sind. Diese Reise hat bei uns einen tiefen Eindruck hinterlassen, das Marokko der Oasen und der Wüsten. Morgenland pur, fast wie im Film.
Nun sind wir zurück auf dem Schiff (27.3.08) und bereiten uns vor für die gut 200sm nach Lanzarote auf den Kanaren.
Marokko ist kulturell und landschaftlich absolut eine Reise wert und ich bin froh, dass wir nicht wie die meisten, von Spanien direkt nach den Kanaren gesegelt sind. Allerdings muss ich noch einen Negativpunkt erwähnen. Die Marokkaner. Viele, sehr viele, sicher nicht alle, aber eben zu viele, versuchen einen zu bescheissen wo sie können, versuchen einem Dinge anzudrehen, die man nicht will und das macht müde und nervt. Deshalb können wir ein paar Ruhetage in Agadir sicher noch gebrauchen.