Kapverden
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Überfahrt
Nach einigen Tagen Warterei, zuerst wenig Wind, dann viel Wind, war der Wetterbericht ab dem 3.11.08 gut, um von den Kanaren runter zu segeln zu den Kapverdischen Inseln. Die Kapverden liegen so auf 16 Grad Nord voll im Nordostpassat und schon Kolumbus hat entdeckt, dass die Kapverden besser geeignet sind, um nach Amerika abzuspringen, als die Kanaren. Also wählen auch wir die optimale Route. Gomera-Kapverden das sind so knapp 800sm, etwa 1500 km und wir rechnen mit einer Woche Fahrt. Grosser Abschied am Steg in Gomera, Winke Winke und weg sind wir. Der ersten zwei Tage und Naechte etwas viel Wind von hinten, so 20-25 Knoten und 3-4m Welle, wir werden arg gebeutelt und schlafen wenig, an Kochen ist nicht zu denken. Dann aber hat Poseidon ein Einsehen und es stellt sich prächtiges Passatwetter ein, achterlicher und raumer Wind 15-20 Knoten, Welle 2m, richtig entspannend und Rita macht Bocuse in der Pantry Konkurrenz. Der Dreistundenrhythmus in der Wachablösung ist zwar anstrengend, aber wenn man das 24h durchzieht, kriegt man genug Schlaf und ist eigentlich recht fit. Allerdings man sieht sich kaum, während der eine Wache hat schläft der andere und das halt rund um die Uhr. Unsere deutschen Freunde von der Sailaway sind 2 Stunden vor uns gestartet und obwohl die Schiffe sehr unterschiedlich sind, wir 10m, sie 13m, sehen wir uns fast taeglich irgendwo am Horizont und halten zweimal pro Tag Funkkontakt. Auf der ganzen Ueberfahrt sehen wir, ausser unsere Freunde, nur ein einziges Schiff, da ist also viel Platz auf dem Meer. Schon nach 6 Tagen sind wir auf den Kapverden und der Anker fällt in der Hafenbucht der Insel Sal. Unsere Freunde von der Sailaway sind seit 2h Stunden da, sie waren auf die Stunde genau gleich lang unterwegs wie wir. Wir sind zufrieden, eine schnelle Reise, kein Bruch, keine Panne, keine Reparatur, während auf Sailaway der Wirbel der Rollfockanlage gebrochen ist, ein eher ernsteres Malheur.
Insel Sal
In Sal nehmen wir Kontakt auf mit dem Trans-Ocean-Stuetzpunktleiter (Eine Organisation der deutschsprachigen Transoceansegler) wegen der Einklariererei. Aber oha-am Wochende haetten Zoll und Immigration geschlossen, wir sollten mal zu ihm nachhause kommen. Dies ist der Treffpunkt der TO-Segler und so lernen wir da auch neue Segler kennen. Am Montag dann Einklarieren, absolut problemlos und rasch, in 5 Minuten ist alles erledigt, Kostenpunkt, ein Euro. Ja ihr lest richtig, der Euro ist auch hier die Zweitwährung, man kann damit problemlos bezahlen, der Euro hat sich also schon bis Westafrika etabliert-erstaunlich in der kurzen Eurozeit. Zusammen mit anderen Seglern unternehmen wir eine Inselrundfahrt. Landschaftlich muesst ihr euch eine Mondlandschaft vorstellen, es hat zwar dieses Jahr einen Tag lang geregnet, vorher aber während 7 Jahren keinen Tropfen. Alles Wasser kommt aus einer Meerwasserentsalzungsanlage und ist entsprechend teuer (ca. 15 SFR pro m3) und da kommt Bewässerung von Kulturen nicht in Frage. Es wächst dann auch nichts, ausser ein paar Maispflanzen und so muss alles importiert werden und ist entsprechend teuer, so Coop-Preise bei uns. Da ein Kapverdianer, falls er Arbeit hat, so 25.- SFR pro Tag verdient, leben die meisten von Fisch (den gibt’s in Hülle und Fülle und preiswert, 1kg Thunfisch SFR 1.-) und ein bisschen Mais. Wir besichtigen auch einen erloschenen Vulkankrater, indem nun Meerwasser verdunstet und dann Salz gewonnen wird, das hat der Insel den Namen Sal (Salz) eingetragen. In den Salzteichen kann man auch baden, ist wie im Roten Meer, man hat so viel Auftrieb, dass man im Wasser sitzend die Zeitung lesen kann. Im Sueden der Insel gibt es ein paar Hotels mit Surferstraenden und im Zentrum der Insel unterhalten die Amis eine Abhorchstation, mit der sie den Funk, Handy- und Emailverkehr von Westafrika abhoeren sollen. Ja das waer’s dann schon von Sal, viel mehr gibt die Insel nicht her. Ach noch was, beim Ankerhieven sitzt der Anker bombenfest-irgendwo eingeklemmt. Auch ein Tauchgang hilft nichts, da die Sicht unter Wasser gleich null ist. Erst stundenlanges Zerren nach allen Richtungen befreit den Anker-nochmals Glück gehabt.
Insel Boa Vista
Von Sal nach Boa Vista waren es so knapp 40 sm, schoenes Segeln im Passat. Der Ankerplatz recht idyllisch gelegen zwischen Festland, einer Insel und kilometerlangen Sandstraenden ohne eine Menschenseele. Wir baden, schnorcheln und grillen auch am Sandstrand. Der Hauptort hat unter Akazienbäumen einen üppigen Fischmarkt und so schlagen wir wieder zu und kaufen ein Kilo frischen Thunfisch-schmeckt mariniert und roh gegessen hervorragend. Auf eine Besichtigung des Inselinneren verzichten wir- es sieht alles aus wie man sich die Sahara vorstellt, Sand, Steine, ein paar Dattelpalmen und kein grüner Grashalm. Nach 2 Tagen segeln wir nach der Insel Sao Nicolau, 90 sm und somit ein Nachttörn. Rita geht’s nicht gut und so ist der Skipper 18 Stunden im Cockpit bei viel Wind ( bis 25kn) von der Seite, teilweise am Wind ist das eine sehr nasse Angelegenheit, das ganze Schiff wird permanent geduscht und der Skipper richtig durchgeweicht. Fruehmorgens erreichen wir Tarrafal auf Sao Nicolau, als wir die Ankerbucht (oder was sich so nennt, aber in Wirklichkeit nur eine gerade Kueste ist) sehen, steigt der Adrenalinspiegel. 38 kn Fallboen und Schwell ohne Ende, kein Ort zum Bleiben. Wir gehen kurz an Land und versuchen dann in der folgenden Nacht etwas zu schlafen. Am darauffolgenden Morgen lichten wir frueh den Anker und segeln bei schoensten Bedingungen nach Mindelo, dem Hauptort der noerdlichen Inselgruppe.
Inseln Sao Vincente (Mindelo) und Sao Antao
Mindelo hat eine gut geschuetzte Hafenbucht und seit diesem Jahr gibt’s da auch eine Marina, gebaut von einem Deutschen. Die Marina ist ziemlich voll, 80 % Franzosen, ein paar Deutsche, ein Paar Skandinavier und wir die einzigen Eidgnossen. Es herrscht eine ganz spezielle Stimmung hier, alle paar Stunden legt ein Boot unter lautem Gehupe und Hallo ab, entweder Richtung Brasilien oder in die Karibik. Alle hier ohne Ausnahme werden den Atlantik ueberqueren, entweder nach Sueden oder eben nach Westen. Man sieht hier alles, vom 7m Sperrholzbötchen bis zum 20 m Katamaran mit Tiefkühler und Klimaanlage. Schaffen werden es wohl alle, die einen etwas komfortabler, die andern etwas sportlicher. Wir bleiben nur 2 Tage in der Marina um das Schiff zu entsalzen und die Waesche zu waschen, dann gehen wir vor Anker und sparen uns die Marinagebühren. Mindelo sieht gar nicht so aus, wie man sich gemeinhin eine Kleinstadt in Afrika vorstellt. Eher wie ein portugiesisches Oertchen mit vielen relativ gepflegten Hausfassaden. Die Kapverden waren ja auch bis 1975 eine portugiesische Kolonie. Einkaufen ist etwas schwieriger als bei uns, das Warenagebot deutlich kleiner, dafür die Preise umso grösser. Die Kapverden sind keineswegs billig, wie etwa Marokko, das generelle Preisniveau hat schon eher EU Level. Besonders Obst und Gemüse sind ungewohnt teuer, es wird eben alles importiert, da hier wegen Wassermangel nichts wächst. Wir machen von Mindelo aus einen Ausflug auf die Nachbarinsel, Sao Antao, mit der Fähre, da es keinen geschützten Ankerplatz gibt. Mit einem Kleinbus besuchen wir den grünen Norden der Insel. Es hat tatsächlich sogar Fichtenwälder so auf 1400m Höhe über Meer. Angebaut wird Mais, Zuckerrohr, Papayas, aber eigenartigerweise kein Gemüse. Die Landschaft ist beeindruckend, gebirgiges, erodiertes, grünbewachsenes Vulkangebirge. Dieser Nordteil von Sao Antao gilt als die grüne Ecke der Kapverden.
Die nächsten Tage werden wir uns vorbereiten auf den grossen Sprung über den grossen Teich-ihr werdet wieder von uns hören.