Dez 11 – Jan 12 Bahamas
So ab Florida wird es langsam wärmer. Aber Florida ist sehr lang und wir wollen moeglichst weit nach Süden. Der grösste Teil Floridas am Intracoastal besteht aus dem Indian River und ist recht langweilig, weit und flach. In Titusville kommen die Manatees zu Besuch, so eine Art Seekühe. Sie lieben Süsswasser und sobald man welches ins Salzwasser lässt, sind sie da. Rieseviecher. Am Weihnachtstag ankern wir im Banana River und sind plötzlich mitten in der Bootsparade des lokalen Yachtclubs, auf Weihnachten getrimmte Schiffe mit beleuchtetem Weihnachtsmann an Deck usw. Dann geht’s durchs Palm County, soll Amerikas teuerste Küste sein und tatsächlich sieht man da alles, alles mal riesig, von der römischen Villa bis zum Schlösschen von Ludwig findet man so jeden Baustil, hauptsächlich eben gross. In Fort Lauderdale tut sich ein Wetterfenster auf, um über den Golfstrom nach den Bahamas zu segeln. Die Golfstrompassage ist bei den Amis gefürchtet, nicht zu Unrecht. Der Golfstrom fliesst so mit ca. 8 km/h auf einer Breite von 50 km nach Norden. Steht da Wind gegen den Strom, dann werden die Seen extrem Steil und zerschlagen ein Schiff problemlos, sogar die Supertanker meiden solche Situationen und gehen dem Golfstrom dann aus dem Weg. Der Wetterbericht sagt leichten SE Wind voraus und so legen wir los. Am Abend von Lauderdale weg, am nächsten Morgen sind wir bereits auf Grand Bahama, eine problemlose Ueberfahrt. Auf Grand Bahama gehen wir in die Ocean Reef Marina, schlicht weil es die billigste ist – wie sich später herausstellen sollte – auch die mit Abstand schönste. Bei der Einfahrt sehen wir nichts als rot-weisse Flaggen, soviele Schweizer hier? Wir fallen mitten unter die Kanadier und mit unserer Flagge fallen wir auch gar nicht auf – keine Amis, lauter Kanadier. Wir bleiben fast eine Woche und feiern da Silvester. Am Neujahrstag tut sich ein Wetterfenster auf um nach Osten voranzukommen, das ist im Passatgürtel eher selten und so beschliessen wir zusammen mit einem kanadischen Schiff nach Eleuthera, eine der oestlichsten Bahmainseln zu segeln. 150 sm in 30 Stunden, wir schaffen die Hatchet Bay auf Eleuthera gerade bevor die Kaltfront zuschlägt. Zwei Nächte an der Kaimauer genügen, um aus unserem Schiff eine Sanddüne zu machen. Danach segeln wir nach Süden zum Rock Sound und von da quer über den Exuma Sound (offener Atlantik) in die Exuma Gruppe nach Warderick Wells. Eine ziemlich ruppige Ueberfahrt, aber Warderick Wells entschädigt uns dafür. Eine super schöne lagunenartige Bucht mit glasklarem Wasser und üppigem Unterwasserleben, wir schnorcheln und schwimmen und geniessen. Die ganzen Bahamas sind im Winter sehr trocken, der Regen im Sommer dringt durch das Kalkgestein und bildet durch die geringere Dichte des Süsswassers Trinkwasserlinsen auf dem Salzwasser. Pflanzen und Tiere finden dieses Süsswasser und die alten Seefahrer haben das offenbar auch gefunden, daher der Name Wells (Quellen). Ja und da ist noch etwas, durch die Tide (bis ca. 1,2m) wird das Wasser von der Bahamabank (Korallen) in den Atlantik gedrückt, 6 Stunden später kommt dann frisches Atlantikwasser zurück auf die Bank. Ja und so ist das Wasser immer sauber, glasklar und da dünn besiedelt und ohne Industrie absolut ohne jede Verschmutzung – einfach super. Nach Warderick segeln wir langsam nach Süden und versuchen jede Bucht anzulaufen, im Moment, da schreibe ich auch diesen Bericht, hinter Big Majors Key bei Staniel, in der sogenannten Schweinebucht. Verwilderte Hausschweine schwimmen zu den ankernden Schiffen und betteln nach Futter. Soweit für den Moment. Alles Gute.
Gruß
Rita Schaich
Gerold Lüscher