Feb13-März13 Mexico, Belize

 

Feb13-Maerz13 Mexico

 

Ueberfahrt Cuba-Mexico

 

Ende Januar 2013 wollen wir von der Südküste Cubas (Cayo Largo) zu der Isla Mujeres in Mexico segeln, ca. 350sm (650km). Der Wetterbericht ist nicht schlecht am Vorabend des Starttages, als wir aber am nächsten Morgen routinemässig vor dem Ablegen nochmals das Wetter checken trauen wir unseren Augen nicht. Alles ist anders und das innert 12 Stunden, statt leichte Winde nun Starkwind auf der ganzen Strecke. Wir verzichten und bleiben in Cayo Largo, es sollte eine weitere Woche werden. Dann endlich ein neues Wetterfenster. Wir planen nicht den direkten Weg, wir wollen zuerst nach Südwest segeln zu einem Punkt ca. 60 sm suedlich von Cuba. Da sollten wir den Nordäquatorialstrom erwischen, der uns noch zusätzlichen Schub nach Westen geben soll. Wir wären dann soweit südlich, dass bei der Ansteuereung von der Isla Mujeres wir südlich der gefürchteten Arrow Smith Bank (Golfstrom +Wind +Untiefe=Chaossee) vorbeikommen sollten. Der Plan geht weitgehend auf, einzig vor Mujeres legt der Wind auf 20 kn zu und wir sind zu früh mit unserer Ansteuerung. Aber wir können nicht bremsen, der Golfstrom treibt uns mit 5km/h auf die Insel zu. So nähern wir uns Mujeres von Süd mitten in der Nacht und die Seekarten stimmen nur einigermassen, wir sehen Tonnen, wo laut Karte keine sein sollten-es ist gar nicht lustig. Bei der ersten Mogendämmurung steuern wir in die Ankerbucht und legen uns in der Marina Paraiso in eine freie Box – geschafft. 2 Tage und 3 Nächte durch, das schlaucht und wir sind auch geschafft. Aber nix pennen, erst mal einklarieren.

 

Mexico

 

Ja die Beamten kommen in die Marina, dafür muss man aber Tips(Schmiergeld) bezahlen, der Kerl von der Landwirtschaft beschlagnahmt unseren besten vakumierten Risottoreis, Begründung, die Reiskörner seien nicht halbiert – haha -da gibt es wohl Risotto zum Nachtessen auf unsere Kosten. Der Vogel schiesst der Arzt ab, er erklärt, ohne das Schiff gesehen zu haben, unser Schiff sei ein Gesundheitsrisiko, weil wir aus Cuba kämen. Das Schiff müsste ausgeräuchert werden – wir protestieren, erfolglos. 4 Tage später!!! kommt dann der Ausräucherer (Gerüchten zu Folge soll das der Schwiegersohn des Arztes sein- so bleibt alles schön in der Familie). Wir protestieren wieder, da meint der Ausräucherer, wir könnten auch nur das Certifikat über die Ausräucherung haben, das koste 500 Pesos, natürlich ohne Quittung. Wir akzeptieren. So könnte ich noch manche Story erzahlen, aber um es kurz zu machen, nach einer!!! geschlagenen Woche sind wir endlich in Mexico einklariert. Die Isla Mujeres hat ihren eigen Charakter und hat uns ganz gut gefallen, etwas stark überbaut, aber ohne Bausünden. Isla Mujeres ist so ein Treffpunkt der Karibiksegler, hier treffen wir alte Bekannte von den Kanaren, die Bellatrix aus Weil am Rhein, die Samana aus Indiantown (unser letztes Sommerlager), die Balimara aus Bonn, die mit uns nach Guatemala will und die Ulani aus Rapperswil, die wir in Cuba getroffen haben. Wir unternhemen zusammen Ausflüge zu den Mayastätten in Yucatan, dazwischen immer wieder Partytime, mal hier mal dort und immer werden Tipps gehandelt wo wie was und was nicht. Die Mayasachen sind wirklich interessant, wir besuchen Chichen Itza, Tulum, Coba und und...-wir wollen hier keinen Reiseführer schreiben, deshalb nur zwei Bemerkungen. Landschaftlich gibt Yukatan gar nichts her, flach und Busch bis zum Horizont. In Chichen Itza haben wir einen sehr guten Führer, welcher nicht nur die Sensationsgeschichten über die Menschenopfer, den herausgerissenen noch schlagenden Menschenherzen von sich gibt, sondern auch einiges über die gesellschaftlichen Strukturen der Mayareiche weiss. Zusammengebrochen seien diese Reiche nicht durch Eroberung, Seuchen oder Hungersnöte, nein ganz einfach von innen – als die 90% Unterschicht einfach nicht mehr das gemacht hat, was die Herrschenden 10% verlangt haben – ja das erinnert ein bisschen an die europäische Geschichte vom Römerreich über die Französische bis zur Russischen Revolution bis zum Zusammenbruch des Sozialismus in Osteuropa. Während wir in Mujeres sind kommt immer wieder mal eine Kaltfront von den USA herunter, so alle 5-7 Tage und da kachelt es heftig.

 

Mexico - Belize

 

Wir haben richtig Mühe ein Wetterfenster zu finden, um Yukatan runter nach Belize zu segeln, ca. 240sm (450km). Erschwerend kommt bei diesem Törn hinzu, dass wir alles gegen!!! den Golfstrom knüppeln müssen, dass an der ganzen Yukatanküste lediglich eine Unterbrechung möglich ist (Bahia de Asencion) und dass der Wind immer auflandig weht und somit man bei einer grösseren Panne unweigerlich auf den vorgelagerten Korallenriffen zerschellen wird. Wir beschliessen zu dritt loszusegeln, die Ulani, ein 14 m Schiff, die Balimara, ein 11m Schiff und wir mit unserer 10m Nussschale. Anfang März legen wir ab, wir rechnen für die erste Etappe bis Bahia de Asencion (eigentlich eine kleine Strecke von 110sm) mit 2 Tagen und 2 Nächten. Der Golfstrom eben!! zeitweise kaum bemerkbar, dann strömt er wieder mit 2,5 kn (5km/h) entgegen. Es hat viel komerziellen Schiffsverkehr und nachts muss man höllisch aufpassen. Wir schlafen wenig bis nichts und sind heilfroh, als wir am Morgen des dritten Tages in der Bahia de Asencion ankommen, ein Ankerplatz in einer riesigen Bucht. Kaum angekommen erwartet uns schon eine Ueberraschung, eine kräftige Kaltfront kommt schon wieder hier runter. Es beginnt auch bald zu blasen, wie bei einer Kaltfront üblich dreht der Wind mit der Zeit um die ganze Kompassrose und wir sind nicht bei jeder Richtung wirklich gut geschützt, wir stampfen und wackeln und nach fast einer Woche ist es endlich vorbei. Wir besuchen noch das Mayadorf am Strand der Bucht, auch hier beginnt der Turismus langsam Einzug zu halten, es hat eine Bar und 1 Telefon für das ganze Dorf. Der nächste Abschnitt bis San Pedro in Belize ist relativ rauh, viel Welle, zu Beginn über 2m, dafür etwas weniger Gegenstrom. San Pedro in Belize liegt hinter einem Korallenriff und man muss die Riffdurchfahrtgenau timen. Nicht zu viel Welle, hoher Sonnenstand, Sonne im Rücken damit man die Lücke im Riff erkennt. Wir sind zu schnell und müssen in der Nacht die Segel massiv verkleinern, um nicht zu früh vor der Riffeinfahrt zu sein. So um 10:00 sind Ulani und Balimara kurz vor der Riffeinfahrt, wir sind noch etwa 3 sm weiter hinten. Die Balimara sucht die Einfahrt, eigentlich sollte eine Boje da sein, wir haben einen GPS Wegpunkt von der Einfahrt, aber in der Nähe der Wegpunktes nur weisse Brecher, Balimara dreht ab. Ulani ruft über Funk nach einem Lotsen, nach einiger Zeit kommt ein Fischer und lotst sie durchs Riff. Wir aber sind immer noch draussen – der Fischer hat keine Zeit mehr für uns- halleluja! Auch wir nähern uns dem Wegpunkt der Riffdurchfahrt, es ist nichts zu erkennen, überall weiss – wo ist Riff und wo ist die Durchfahrt? Es hat zu viel Welle!! Allein werde wir diese Durchfahrt nicht wagen, keinesfalls – Ulani inzwischen am Ankerplatz hinter dem Riff funkt für uns verzweifelt nach einem Lotsen – endlich meldet sich einer und verspricht, auch uns reinzuholen. Tatsächlich kommt ein kleines Bötchen mit Aussenborder zum Riff, mehrmals überschlägt es das Bötchen beinahe. Der Lotse kommt nicht weiter raus, er winkt wir sollen direkt auf ihn zuhalten. Das tun wir mit pochendem Herzen, denn wenn man etwa die Hälfte der Durchfahrt geschafft hat, dann liegt da ein weiteres Riff mitten im weg und man muss rechtzeitig nach Norden abbiegen, wenn es nicht krachen soll. Das bereitet uns wirklich Kopfweh und Adrenalinschübe – nach 2 Minuten ist es geschafft, wir motoren zum Ankerplatz und relaxen mal bei einem Ankerbier.

 

Belize

 

Einklarieren in Belize – nicht schon wieder eine lange Story wie in Mexico – aber leider nicht viel besser. Der Customsofficer gibt sich nicht mal die Mühe die 40 USD, die wir angeblich zu bezahlen haben, ordentlich in eine Kasse zu legen, nein er steckt sich gleich in seine Hemdentasche und gibt uns ,obwohl wir insistieren, keine Quittung – ja und wenn wir nicht zahlen gibt er keine Aufenthaltsgenehmigung, aber auf der steht auch kein Preis – willkommen in Mittel- und Südamerika. Abgesehen vom Behördenkram gefällt uns Belize ganz gut. Auf dem zweitgrössten Korallenriff der Erde hat es viele kleine Palmen -und Mangroveninseln. Glasklares Wasser zum Schnorcheln entlang des gesamten Riffes – wirklich einzigartig. Wir bummeln wochenlang dem Riff entlang, schnorchel und baden und müssen uns zwischendurch immer mal wieder vor einer Kaltfront verstecken. Alles flucht über diese häufigen Fronten, dies sei das schlimmste Jahr punkto Kaltfronten, aber solche Klagen haben wir schon viel gehört, immer wenn wir wo sind ist es wettermässig das schlimmste Jahr, das kennen wir. Belize hinter dem grossen Riff ist wirklich schön, kaum Welle, glasklares Wasser, viele Ankermöglichkeiten – es erinnert uns stark an die Bahamas, nur sind die Inselchen mit den Palmen eine Spur exotischer und Schiffe hat es auch viel weniger. Nun sind wir schon im Süden von Belize, in Placencia, dem einzigen Ort weit und breit mit Internet. Von hier werden wir wohl nach Guatemala abspringen in den Rio Dulce in die Monkey Bay Marina, dem Liegeplatz für unser Schiff während der Hurricanezeit. Doch davon später.

 

Grüße

 

von Rita und Gerold